Mit dem Alter nimmt die ökologische Bedeutung von Streuobstwiesen weiter zu. Neuanlagen erreichen erst nach mehreren Jahrzehnten den ökologischen Wert alter Bestände.
Wichtiger Lebensraum
Ökologische Bedeutung
Warum sind Streuobstwiesen wichtig?
Streuobstwiesen bilden einen wichtigen Lebensraum für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Dieser Artenreichtum ist bedingt durch die Kombination von extensiv genutztem Grünland und offenen Gehölzstrukturen. Die Tierarten leben entweder in den Bäumen, auf dem mit Moosen und Flechten überzogenen Stämmen, im Unterwuchs der Wiese oder im Boden. Viele dieser Arten stehen auf der Roten Liste und sind vom Aussterben bedroht.
Streuobstwiesen sind bedeutsame Kulturlandschaften. Das Wissen rund um Themen Obst und Garten sowie um die Zusammenhänge zwischen Wachsen, Pflegen und Ernten gehen mehr und mehr verloren. Mangelnde Fachkenntnis von Obstbaum-Besitzern ist eine Misere. Bei einer nicht „extensiver“ Bewirtschaftung verschwinden diese Kulturlandschaften. Damit verlieren diese Landschafen auch ihre ökologische Wertigkeit.
Blühende Landschaften erfreuen Körper und Seele und bieten einen unschätzbaren Wert für die Naherholung. Streuobstwiese kann man beobachten, riechen und schmecken. Der Artenreichtum einer Streuobstwiese ist auch an der Zusammensetzung des Unterwuchses erkennbar. Hier blühen Veilchen, Schlüsselblumen, Margeriten, Witwenblumen, Wiesensalbei, verschiedene Kleearten und vieles mehr. Für Bienen und zahlreiche andere Insekten sind Obstwiesen daher nicht nur zur Blütezeit der Obstbäume attraktiv, sondern auch wegen der reichen Ausstattung an blühenden Kräutern.
Kennzeichen einer Streuobstwiese
extensiv genutzte Kombination von Obstbäumen und Grünland
Eine Streuobstwiese kann als „extensiv genutzte Kombination von Hochstamm-Obstbäumen und Grünland“ definiert werden1. Streuobstwiesen besitzen einige charakteristische Merkmale, die jedoch nicht immer alle zwingend vorhanden sein müssen. Diese sind:
- Großkronige und starkwüchsige Obstbäume
- Zerstreuter Bestand
- Verschiedene Obstarten und Sorten
- Unternutzung als Wiese oder Weide
- Nahezu oder völlige Pestizid- und Mineraldüngerfreiheit
Der Begriff „Streuobst“ bzw. „Streuobstbau“ ist in der Regel etwas weiter gefasst und beinhaltet neben den Obstbaum-Hochstämmen auf Grünland außerdem noch hochstämmige Baumbestände auf Feldern sowie Einzelbäume an Wegen, Straßen und Böschungen, kleinere Baumgruppen und Baumreihen sowie auch flächenhafte Anlagen mit eher regelmäßigen, aber weiten Pflanzabständen2.
Der Begriff „Streuobst“ bzw. „Streuobstbau“ ist im Gegensatz zu dem Kulturlandschaftselement an sich ein noch recht neuer Begriff. Er wurde wohl erst in den 1950er-Jahren von Erwerbsobstbauern und Obstbaubehörden als „verbale Abgrenzung zwischen dem ab diesem Zeitpunkt systematisch in Angriff genommenen intensiven monokulturellen Plantagenobstbau und dem extensiven polykulturellen Streuobstbau“ geprägt3.
1RÖSLER 1996, Erhaltung und Förderung von Streuobstwiesen
2LUCKE et. al., 1992
3RÖSLER 1996, Erhaltung und Förderung von Streuobstwiesen